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Über uns

Als traditionsreiches und inhabergeführtes Unternehmen stehen wir Ihnen bereits seit 1910 zur Seite. Ständig entwickeln wir uns dabei weiter und passen uns an die aktuelle Entwicklung an. Dadurch können wir Ihnen bei Fragen und Problemen rund um die Fotografie mit Lösungen zur Seite stehen.

In unserem 120m² großen Atelier können wir Ihnen eine Vielzahl verschiedener Aufnahmemöglichkeiten anbieten. Dazu erfahren Sie unter dem Menüpunkt "Dienstleistungen" mehr.
Daneben bieten wir Ihnen die Digitalisierung alter Fotos und Videos direkt bei uns im Haus an, um Verluste zu vermeiden und Ihnen die beste Qualität anbieten zu können.

Öffnungszeiten

Nach Absprache können Fototermine auch außerhalb unserer Geschäftszeiten durchgeführt werden.

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  • Samstag

    10.00 Uhr - 13.00 Uhr











































„Familienbande — Kinder führen die Tradition", Teil 10 aus ZVW vom 9. März 2016

Leben in verblasste Filme und Dias

Harald Sauter führt in dritter Generation das Fotohaus Kienzle / Besonders alte Dinge haben es ihm angetan

Harald Sauter steht in seinem Foto-Geschäft in der Blumenstraße, lässt seinen Blick über die Einrichtung aus den fünfziger Jahren schweifen. „Als Kind war das mein Kaufladen", sagt er und lächelt verschmitzt. Heute führt er in dritter Generation das Fotohaus Kienzle fort. „Es macht mir einfach wahnsinnig Spaß", sagt der 59-Jährige und lächelt wieder.


Schreitet man hinter die Ladentheke, durch einen schmalen Türrahmen, befindet man sich in einem nicht allzugroßen Raum. Hier steht eine Schneidemaschine, die durch den Tritt eines Fußpedals betrieben wird und „bestimmt schon seit den fünfziger Jahren hier steht", sagt Harald Sauter. Mit ihr schneiden die Mitarbeiter auch heute noch Passbilder zurecht. Wenn jemand alte Schwarz-Weiß-Fotos nachmachen lässt, erhalten sie hier den Wellenrand.
Direkt daneben stapeln sich auf dem Tisch alte Super-acht-Filmrollen, Mini-DVs oder Videokassetten. „Das ist mein Arbeitsplatz", sagt Harald Sauter. Oft sitze er abends da und digitalisiere das Material, das ihm Kunden gebracht haben, weil sie es in Kisten zu Hause gefunden haben. „Meist wissen sie nicht einmal, was drauf ist, weil es kein Abspielgerät mehr dafür im Haushalt gibt." Harald Sauter hat für fast sämtliche Formate ein Abspielgerät. Und nicht nur das. Bei der Digitalisierung, übrigens auch von Dias, kümmert er sich darum, dass das Bild an Qualität gewinnt. „Eine zeitaufwendige Angelegenheit", sagt er. „Denn wenn der Film reißt, ist das wahre Fummelarbeit. Aber das macht mir Spaß." Manchen Ruckler schneidet er heraus. „Als wären es meine eigenen Aufnahmen." Seine Stimme hat etwas Verträumtes, als er davon spricht. Dabei blickt er auf die Monitore, wo gerade eine Gruppe junger Leute an einem Tisch sitzt und Geburtstag feiert. Die bunten Kleider erinnern an die Siebziger.
Harald Sauter hat gerne alte Dinge um sich herum. Im Laden in der Blumenstraße ist er quasi groß geworden. Bis in die siebziger Jahre hat er zusammen mit seinen Eltern im ersten Stock direkt darüber gewohnt. Nach der Schule ist er nicht nach Hause in die Wohnung gegangen, wie es viele seiner Klassenkameraden gemacht haben, sondern in den Laden - zu seinen Eltern. „Batterien und Blitztechnik waren mein erstes großes Thema", so Sauter. Das war sein Metier in seinem großen Kaufladen. Im Keller gab es ein großes Fotolabor, das mittlerweile verkleinert wurde, wo er Fotos entwickelt hat - auch schon als Kind. Passierte ihm einmal ein Missgeschick, „war das nie schlimm". Von seinen Eltern habe er keinen Ärger deshalb bekommen. Während seiner Schulzeit am Staufer-Gymnasium hat Harald Sauter gemeinsam mit den Auszubildenden Prüfungen abgelegt, so dass er schon vor der Abiturprüfung den Fotoverkäufer in der Tasche hatte. Parallel zum Wehrdienst setzte er die Ausbildung fort und legte die Prüfung zum Fotoeinzelhandelskaufmann ab. Gleichzeitig besuchte er die Handelsschule Kurz in Waiblingen, die er als „happige Zeit" einstuft, und studierte an der Uni Stuttgart Wirtschaftswissenschaften.

106 Jahre Fotogeschichte: Harald Sauter zeigt die technische Entwicklung. Rechts die Studio-Kamera aus den Anfangstagen, links eine Spiegelreflex, wie sie heute verwendet wird. Daneben der Computer, wo Bilder direkt eingelesen werden können. Rechts hinter ihm ist Gründer Wilhelm Kienzle zu sehen, in der Mitte seine heute 96-jährige Mutter Gertrud und ihr Mann sowie Vater von Harald Sauter, Siegfried Sauter. Bild: Zürn

  • Rund 200 Mitarbeiter sind seit dem Gründungsjahr 1910 in der Blumenstraße ausgebildet worden oder beschäftigt gewesen. Heute beschäftigt Harald Sauter vier Mitarbeiter.

  • Zurzeit hat das Fotohaus Kienzle keine Auszubildenden mehr, Harald Sauter unterstützt aber Studierende an der Fachhochschule für Medien mit Equipment. Außerdem berät er ehrenamtlich Absolventen, welche Möglichkeiten zur beruflichen Selbstständigkeit sie haben.



Gertrud Kienzle führte das Geschäft in zweiter Generation

Gegründet hat das Fotogeschäft Wilhelm Kienzle zusammen mit seiner Ehefrau Lina im Jahr 1910. Sie waren Eltern von drei Kindern: den Söhnen Willy und Robert sowie der Tochter Gertrud. Eigentlich war im Gespräch, dass einer der beiden Söhne das Geschäft übernimmt, weshalb Gertrud Kindergärtnerin wurde. Doch nachdem beide Brüder im Zweiten Weltkrieg gefallen waren, machte sie eine Umschulung zur Fotografenmeisterin in München. Nach dem Krieg war das Geschäft von den Amerikanern beschlagnahmt gewesen, „und als Reparationsleistung wurden sämtliche Kameras eingesammelt", so Sauter. Er erinnert sich an Erzählungen seiner 96-jährigen Mutter, wie ein amerikanischer Offizier im Laden neben ihr stand und ihre Arbeit überprüft hat. Eine andere Anekdote dieser Zeit ist, dass die Agfa-Klick1-Kamera so beliebt war, dass nur diejenigen eine kaufen durften, die vier Markstücke mit der Prägung A, G, F, A hatten.
Im Jahr 1955 heiratete sie den Luftbildfotografen und Antarktisforscher Siegfried Sauter, der später zusammen mit anderen den Filmclub Waiblingen gegründet hat. Um den Familiennamen weiterzuführen, hieß sie von da an Gertrud Sauter-Kienzle In dieser Zeit kam das Thema Industriefotografie auf. Sie fotografierten Maschinen jeder Größe für Firmen wie Bosch, Stihl oder Harro Höfliger. Darunter Stihl-Motorsägen, Verpackungsmaschinen oder Raffinerie. Damit wurden Werbebroschüren oder Pressemappen bestückt.
Als Harald Sauter in den achtziger Jahren den Betrieb von seinen Eltern übernommen hat, entschied er, dass der Name Kienzle bleiben soll. Im selben Zeitraum etwa bis zum Jahr 2000 wurden weitere Filialen eröffnet, und er gründete die Film- und Videoproduktionsgesellschaft WN-TV. Geblieben ist bis heute das Geschäft in der Blumenstraße. „Ich finde es faszinierend, dass ich große Marken überlebt habe", sagt er. Denn der Markt habe sich immens gewandelt. Neben der Weiterentwicklung von Fotokameras gab es eine technische Parallelentwicklung von Mobiltelefonen, die mittlerweile auch in die Zuständigkeit des Fotohauses gelangt sind. Hier werden Bilder ausgedruckt oder Dateien wieder hergestellt, die zuvor nicht mehr lesbar waren. „Wir sind zum Dienstleister für Problemlösungen geworden", so Sauter. Wer etwas per Livestream ins Internet übertragen möchte, dem stellen sie das Equipment zur Verfügung. Technische Herausforderungen, die von einem abverlangen, dass man mit der Zeit geht, sich fortbildet. Kein Problem, signalisiert der 59-Jährige.
Immer seltener gehen Kameras über die Ladentheke. Dafür mischt die Firma Kienzle seit einiger Zeit im Internethandel mit. Was aber geblieben ist, sind Aufnahmen von Abiturfeiern, Jahrgängen, Konfirmations- und Kommunionsaufnahmen, Hochzeiten und Familienfeiern, Bewerbungsbilder oder Passfotos. In Zeiten von biometrischen Passbildern haben die Mitarbeiter schon häufig erlebt, dass Angehörigen nur ein biometrisches Bild geblieben ist. „Wir merken das ja schon, wenn diejenigen mit dem Bild zur Tür reinkommen", sagt der 59-Jährige. Jeder Kunde bekommt deshalb noch zwei freundliche Bilder neben den steifen biometrischen mit auf den Weg, wenn er das möchte.
Und wie geht es einmal weiter? Seinen vier Kindern will er es freistellen, ob sie das Fotohaus fortführen wollen. Doch sein Sohn Adrian ist talentiert, sagt Harald Sauter. Der helfe ihm heute schon, wenn es sein Architektur-Studium zulasse, bei verschiedenen Aufträgen. Ja, vielleicht - oder eine der drei Töchter?

VON ZVW-REDAKTIONSMITGLIED DIANA NÄGELE.

Harald Sauter war schon als Vierjähriger mit der Kamera unterwegs. Bilder: Fotohaus Kienzle


Hier werden Filme digitalisiert: Harald Sauter an einem seiner Lieblingsplätze. Bild: Zürn

Harald und Silke Kleinmann-Sauter (rechts) mit ihren Kindern Antonia, Adrian, Annika und Alexandra (von links). Bild: Fotohaus Kienzle

Harald Sauter (rechts) im Jahr 1975. Für die Filmclub-Reihe Waiblinger Zeitgeschehen filmte er als Ehrenamtlicher das Interview von Hans Tchorz (Filmclub) und Baubürgermeister Klaus Denk. Bild: Reinhardt